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Mittwoch, 5. September 2012


Was machen unsere Kollegen in anderen Ländern?
Interview von Heinz Bosbach mit Virgile Dolla von New-Place Immobilien in Port Grimaud (Südfrankreich)
Was ist im Immobilienbusiness in anderen Ländern geschehen, was möglicherweise deutschen Immobilienmaklern noch bevorsteht? Heinz Bosbach hat im Juli in Südfrankreich ein sehr interessantes Interview geführt, was einige spannende Erkenntnisse brachte.
Herr Virgile Dolla von New-Place Immobilien in Port Grimaud gab zu vielen Details, wie das Maklergeschäft in Frankreich läuft, Auskunft. Eines ließ sich auf den ersten Blick erkennen, in Port Grimaud lässt es sich arbeiten. Ein hübsches Ladenlokal in der Marina und zwar einer der schönsten in ganz Frankreich. Im hinteren Teil des Lokals ist ein Ausgang zum Bootsanleger mit einem netten Boot, wo bei Bedarf die Interessenten durch die Marina gefahren werden. Restaurants und Geschäfte in einer atemberaubend schönen Gegend. Das ist es, was das Maklergeschäft in Port Grimaud ausmacht.  
Makler Business Club: Herr Dolla, Sie haben einige Zeit in Deutschland gearbeitet und sind dann in Ihre Heimat zurückgekehrt, um sich dem Maklergeschäft zu widmen. Was muss ich tun, um in Frankreich Makler zu werden?
Virgile Dolla: Als Grundvoraussetzung muss man in Frankreich ein Diplom (in Wirtschaft, Marketing oder Recht) erwerben, vergleichbar der Businessschool (muss vom Staat anerkannt sein). Dazu muss eine Versicherung mit Garantie abgeschlossen werden, wenn man sich selbständig machen will, was aber nicht so leicht ist.
Makler Business Club: Was ist das für eine Versicherung?
Virgile Dolla:
Die Versicherung ist sehr speziell und wird nur von wenigen angeboten. Zum Beispiel: FNAIM ist das größte Netzwerk für Immobilien in Frankreich, da muss sich der Makler 2 x pro Jahr verpflichten an Fortbildungen teilzunehmen. Zusätzlich muss jeder Vertrag und jedes Mandat registriert werden. Die Kontrolle erfolgt durch das Finanzamt oder durch die Garantieversicherung. Die Versicherung wird abgeschlossen, wie bei der Vermögensschadenshaftpflicht in Deutschland.
Makler Business Club: Was sind dann die Schritte zum eigenen Maklerbüro?
Virgile Dolla: Zunächst benötigt man eine Berufskarte für die Agenturgründung, ähnlich wie bei einem Arzt. Wenn man die Grundvoraussetzungen nicht erfüllt,  muss man mindestens 5 Jahre in einer Agentur gearbeitet haben. Erst dann kann man seine eigene Agentur eröffnen.
Makler Business Club: Wie werden die Makler eingestellt?
Virgile Dolla: Der Status ist der eines Agenten. Entweder als Angestellter (Festgehalt oder mit Provision) oder als selbständiger mit Exclusivvertrag für eine Agentur.
Makler Business Club: Was wird einem Makler bezahlt?
Virgile Dolla:
In der Regel sieht es so aus, dass 45% Beteiligung der Provision gezahlt wird, wenn Einkauf- und Verkauf erledigt wird. Für den Einkauf gibt es 20% und für den Verkauf 25%.  Der Verkauf wird i.d.R. höher bewertet, da ein Objekt leichter zu finden ist, als es zu verkaufen. In Städten wie Paris ist es anders, da dort eher zu wenig Objekt zum Verkauf stehen, als bei uns.
Makler Business Club: Wie sind denn die Rahmendaten bei einem Auftrag?
Virgile Dolla: Der Makler bietet ein Leistungsversprechen und erledigt alles „Rund um den Verkauf“. Die Laufzeit eines Vertrages beträgt 1 Jahr mit 3 monatiger Kündigungsfrist. Erstmals kann nach 4 Monaten gekündigt werden. Die Provision beträgt i.d.R. 5% und wird auf den Wert aufgeschlagen. Sie ist also im Kaufpreis enthalten.
Makler Business Club: Wie hoch ist denn der Anteil für Makler bzw. wird auch privat verkauft?
Virgile Dolla:
Es gibt regionale Unterschiede, wie hier in Port Grimaud, St. Tropez, Nizza, Cannes und Monte Carlo/ Monaco, wo der überwiegende Anteil über Makler vermittelt wird. Ich tippe auf 90%. In anderen Teilen von Frankreich ist der Anteil an Privatverkäufern sehr hoch und liegt mit Sicherheit bei 70%, wie z.B. in Paris. Hier hat das Internet den Maklern sehr wehgetan, denn eine einschlägige Seite (privatanprivat) hat einen großen Anteil daran.
Makler Business Club: Also, ist die Akzeptanz nicht sonderlich hoch?
Virgile Dolla: Bis 1970 gab es keine Regeln. Erst dann wurde ein Gesetz für Immobilienberufe erlassen. Den Rest hat der Markt selbst geregelt und natürlich durch das schon angesprochene Internet. Natürlich ist es in unseren Regionen, durch viele ausländische Käufer anders und für den Makler interessant, wenn er gute Arbeit leistet.
Makler Business Club: Wie arbeiten denn Makler hier vor Ort zusammen? Gibt es Gemeinschaftsgeschäfte?
Virgile Dolla: Ja und Nein! Leider wird hier häufig gegeneinander gearbeitet, aber ich sehe das etwas anders. Denn die größte Herausforderung ist der Privatverkäufer. Wenn jemand in unsere Agentur kommt, haben wir eine Verpflichtung aktiv eine Immobilie für den Interessenten zu finden. Dann ist es besser auch mit anderen Maklern zu kooperieren. Allerdings kommt es auf Vertrauen und Expertise an. Leider gibt es zu viele Makler, die nur den kurzfristigen Erfolg sehen. Für uns sind folgende Dinge sehr wichtig:
1. Wir müssen unseren Standort schützen (Den Wert der Immobilie)
2. Wir müssen den Beruf erklären bzw. etablieren (Expertise und den Mehrwert für den Kunden)
3. Der Verkauf des Objektes
Deshalb machen wir in den meisten Fällen, Geschäfte mit Kollegen, die wir gut kennen.
Makler Business Club: Was sind Ihre Ziele für die nächste Zeit?
Virgile Dolla:
Wir haben einen Familienbetrieb mit Mutter, Vater und Sohn. Ich gebe die Richtung vor und mein Vater hat in den Jahrzehnten ein hervorragendes Netzwerk geschaffen. Viele Immobilien in dieser Region wurden von ihm als Bauingenieur begleitet. Das ist ein großer Vorteil für uns und diesen wollen wir weiter ausbauen. Es ist ein eingespieltes Team. Da ich aus dem Softwarebereich ursprünglich komme, habe ich eine Firmeneigene Software geschrieben, die genau auf unsere Anforderungen passt. Kostenkontrolle ist mir sehr wichtig. Unser Ziel ist es, uns weiter als Spezialist für Marinas zu etablieren.
Makler Business Club: Abschließend interessiert mich noch, was Sie bewogen hat, in einem nicht ganz einfachen Markt aus einer anderen Branche eine Agentur zu eröffnen?
Virgile Dolla: Als ich meine Ausbildung mit zwei Diplomen (Bachelor in Kommerz/ Marketing) mit Spezialisierung in Marketing und Kommunikation beendet hatte, war mein Gedanke in der Strategieberatung weiter zu machen. Da ich bei SAP gearbeitet habe, war dies eine Option. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich in einer großen Firma wahrscheinlich doch eher Sklave auf kosten meiner Lebensqualität sein werde und habe mich dann doch für meinen Heimatort „Port Grimaud“ entschieden, da hier die Lebensqualität kaum zu übertreffen ist. Wie bereits erwähnt hat mein Vater 90% der hier gebauten Villen als Bauingenieur begleitet. Daher war dann der Schritt deutlich einfacher. Zusätzlich spreche ich 3 Sprachen (Französisch, Deutsch und Englisch)
Makler Business Club: Ich wünsche alles Gute für die Zukunft und bedanke mich für das angenehme Gespräch.
Virgile Dolla: Vielen Dank.

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