Ein wichtiger Umsatzmotor für die Technikbranche sind daher
Testzeitschriften und zunehmend Testsendungen. Wenn der Tester vollmundig davon
spricht, wie der neue Diamanthochtöner die Instrumente quasi auf der Bühne
festnagelt, während man mit der neuen säurefesten Uhr nun auch mechanisch die
tausendstel Sekunde messen kann und im bis -80°C kältebeständigen Offroader die
Polarregion unsicher machen könnte (es geht nicht darum, dass man es tut. Die
theoretische Möglichkeit genügt, denn es gibt da ja keine Tankstellen), fühlt
sich der zahlende Kunde in seiner Persönlichkeit sichtlich aufgewertet.
Ein kurzer Check in diversen Testzeitschriften zeigt relativ
klar folgendes Bild:
1)
Neue Produkte sind im Durchschnitt ca. 2-5%
besser bewertet, als die Vorgänger.
2)
Viele Testkriterien sind für den Verbraucher
vollkommen wertlos – klingen aber gut. Oft wird unter Bedingungen getestet, die
in der Praxis niemals auftreten. Beispiele sind schalloptimierte Hörräume, die
vom Akustiker ohne Rücksicht auf Wohnlichkeit entworfen wurden oder Uhren, die
von Tauchrobotern auf tausend Metern Tiefe gebracht werden. Den vorläufigen
Höhepunkt markiert ein Testbericht in der Zeitschrift Stereoplay, wo ein
Digitalwandler vollkommen praxisgerecht von einem T-55-Bergepanzer überrollt
wird und trotzdem funktioniert. So ein Gerät muss einfach haben!
3)
Teure Produkte sind besser, als die günstigen.
Diese Binsenweisheit trifft in der Praxis oft gar nicht zu, aber es ist ausgesprochen
unwahrscheinlich, dass ein günstiges Produkt besser in Tests abschneidet.
4)
Manche Produkte werden nie getestet: Hierbei
handelt es sich sogar oft um Geheimtipps. Leserbriefe mit der Bitte um Test
werden oft nicht beachtet oder mit flachen Begründungen (nicht innovativ genug,
zu speziell, zu extravagant, passt nicht in die Testkategorien) abgelehnt. Die
Vermutung liegt nahe, dass der Hersteller einfach keinen Draht zur Redaktion
hat. Diese könnte sich natürlich auch über den Handel ein Testgerät beschaffen,
aber wie sollte dieses dann bewertet werden, wenn man gar keinen Bezug zum
Hersteller hat?
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